Ist zu viel Wasser trinken ungesund?

Der kursive, in rot geschriebene Text sprang mir heute im Internet entgegen. Leider konnte ich keinen Autor oder Quelle außer ‘Videoelephant’ entdecken. Das allein reicht schon, um solch einem Text weiter keine Beachtung zu schenken, aber wer weiß das schon? Unterlegt mit schönen Bildern, wissenschaftlicher Touch, und Behauptungen. Aber stimmt es, was da steht? Achte auf die Wörter ‘zuviel, große Mengen,…. ‘ Aber welche Mengen gemeint sind, wird schonmal nicht beschrieben. Ich werde nach dem zitierten Text meine Meinung dazu geben:
Wasser ist ein billiges und effektives Mittel, um den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten, aber es ist nicht wirklich die beste Methode. Jeden Tag große Mengen Wasser zwischen den Mahlzeiten zu schlucken, ist nicht gesund.
Warum? Was sind große Mengen? Klar, Wasser kann tödlich sein, wenn zuviel und schnell getrunken wird. Aber da sprechen wir von mehreren Litern innerhalb kurzer Zeit. Wie beim übermäßigem Wetttrinken. Es ist abhängig von der gesundheitlichen und sportlichen Situation, Zustand der Organe, … Man empfiehlt 30ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht. Also bei 60 Kilo mal 30 ml sind das 1800ml am Tag.
Wenn Sie viel Wasser trinken, oft pinkeln müssen und Ihr Urin klar ist, dann sind Sie überhydriert.
Klarer, nicht riechender Urin ist in den meisten Fällen schlicht ein Zeichen guter Hydrierung.
Eine echte Überhydrierung ist selten und tritt fast ausschließlich bei extremen Trinkmengen in kurzer Zeit auf – etwa bei Ausdauersport ohne Elektrolytausgleich oder beim Diabetes insipidus. Normales Wasser trinken im Alltag führt nicht automatisch zu einem Gesundheitsrisiko. Einige Medikamente, Lebensmittel und z.B. Vitamin B12 können den Urin verfärben.
Wenn Wasser mit der Nahrung zugeführt wird oder anderen Nährstoffen, geht es einfach an dem Körper vorbei.
Am Körper vorbei? Interessante Vorstellung. Der menschliche Körper kann Wasser nicht ignorieren.Unabhängig davon, ob Wasser: allein, mit Nahrung, vor, während oder nach dem Essen getrunken wird – es wird im Dünndarm aufgenommen und dem Flüssigkeitshaushalt zugeführt. Die Vorstellung, Wasser „gehe am Körper vorbei“, ist physiologisch falsch. Was tatsächlich variiert, ist nicht die Aufnahme, sondern die Verweildauer.
Eine Studie aus 2015 hat gezeigt, dass Milch, Tee und Orangensaft einen höheren Wassergehalt haben als reines Wasser.
Ach was. Das geht? Hmmm. Schade, dass die Studie nicht angegeben wird.
Wenn man Wasser mit Aminosäuren, Fetten, Vitaminen oder Mineralien trinkt, kann der Körper mehr Wasser aufnehmen, weshalb Getränke wie Milch und Fruchtsaft in diesen Studien zur Flüssigkeitszufuhr in der Regel gut abschneiden.
Ehrlich gesagt, verstehe ich den Satz nicht. Aber ich habe mal nachgeforscht. Es müsste die Beverage Hydration Index Studie sein. Milch hat Fett und Eiweiß → das führt dazu, dass der Körper länger Flüssigkeit zurückhält. Wasser hingegen wird schneller ausgeschieden. “Kurzfristig mehr Flüssigkeit behalten“ heißt nicht, dass mehr Wasser drin ist, sondern dass die Flüssigkeit langsamer ausgeschieden wird. Das ist ein zeitlich begrenzter Effekt, der nicht automatisch heißt, dass Milch oder Saft besser oder gesünder sind als Wasser.
Große Mengen Wasser zu trinken, um den Körper zu reinigen, funktioniert nicht wirklich. Wasser hilft dem Körper, unerwünschte Abfallstoffe auszuscheiden, aber wenn man es auf nüchternen Magen trinkt, wird dieser Prozess nicht besser.
Interessant formuliert.
Die Nieren und Blase freuen sich, wenn sie nach einer Nacht durchspült werden, so sagte es ein Urologe. Bleibt auch hörensagen. Was sagt dein Gefühl, wenn du morgens ein Glas stilles Wasser trinkst? Warm oder kühl? Im Ayurveda, der traditionellen indischen Heilkunst, wird das Trinken von warmem Wasser auf nüchternen Magen tatsächlich sehr empfohlen. Hier die wesentlichen Gründe:
Reinigung & Entgiftung: Warmes Wasser am Morgen soll helfen, Ama (Toxine und Stoffwechselabfälle) aus dem Verdauungstrakt zu lösen und auszuscheiden.
Stimulierung der Verdauung: Es regt das Agni (Verdauungsfeuer) an, was die Verdauungskraft und den Stoffwechsel verbessern soll.
Förderung der Darmbewegung: Wasser auf nüchternen Magen unterstützt den Darm in seiner natürlichen Tätigkeit, was Verstopfung vorbeugen kann.
Ausgleich der Doshas: Je nach Dosha (Vata, Pitta, Kapha) kann warmes Wasser helfen, das Gleichgewicht zu halten.
Ärzte empfehlen, Wasser oder ein anderes Getränk langsam zu trinken, da es hilft, H₂O zu speichern. Sie empfehlen auch, Wasser direkt vor oder während einer Mahlzeit zu trinken oder einen Snack wie Obst mit Wasser zu sich zu nehmen.
Alle Ärzte oder welcher? Das sehe ich insgesamt anders. Langsam trinken ist ok, aber Getränke zu einer Mahlzeit füllen den Magen und leeren ihn durch das Durchfließen der Flüssigkeit relativ schnell wieder. Dadurch entsteht nach einer Weile ein Hunger. Man neigt dann dazu, zu naschen, da man doch erst ‘ richtig‘ gegessen hat. Besser ist es, den Magen mit vielfältigen Mikronährstoffen durch Nahrung zu füllen. Verschiedene Aminosäuren, Fette und Vitamine. Wenig Kohlenhydrate. Trinkt man einen Saft zum Essen, steigt der BZ eher an und ruft das Insulin auf den Plan. Die Stimmung steigt und fällt dann nach einer Weile wieder.
Es könnte auch sein, dass die Eiweißverdauung im Magen durch Flüssigkeit verändert wird, was zu Blähungen etc, führen könnte. Da streiten sich die Geister.
Mein Fazit: Setze deinen gesunden Verstand ein, verhalte dich so, dass du dich nach einem Essen gut fühlst und nicht voll. Teste es einfach aus. Aber von Orangensaft rate ich dir ab und Milch ist ein Nahrungsmittel.
Ich empfehle, zwischen den Mahlzeiten jeweils 1-2 Gläser stilles Wasser zu trinken, bis die oben genannte Menge zusammenkommt.
Mehr zu diesem Thema findest du in meinem Buch: Bleib gesund, wie geht das eigentlich? Mit vielen Quellenangaben 🙂