Warum Ihr Kiefergelenk mehr Aufmerksamkeit verdient
– und was Sie tun können

Ihre Kiefergelenke sind wahre Multitalente, die täglich Schwerstarbeit leisten.
Einseitige Ernährung, Stress und fehlende Bewegung können sie jedoch aus dem Gleichgewicht bringen.
1. Das Kiefergelenk: Ein kleines Gelenk mit großer Wirkung
Ihre Kiefergelenke verbinden den Unterkiefer mit dem Schädel und ermöglichen grundlegende Bewegungen wie Sprechen, Kauen und Gähnen. Trotz ihrer kleinen Größe sind sie hochkomplex: Muskeln, Sehnen und Bänder arbeiten hier fein abgestimmt zusammen. Schon kleinste Störungen können weitreichende Folgen haben – von Kopfschmerzen über Nackenverspannungen bis hin zu Tinnitus oder Schwindel.
2. Häufige Ursachen für Kieferbeschwerden
Viele Menschen leiden unter Kieferknacken, Verspannungen oder Schmerzen, ohne genau zu wissen, warum. Hier sind einige häufige Auslöser:
Atmung und Zungenlage – kleine Veränderung, große Wirkung
Wussten Sie, dass die Art, wie Sie atmen, Ihre Kieferstellung beeinflussen kann? Probieren Sie es einmal aus: Wenn Sie mit offenem Mund atmen, liegt die Zungenspitze an der unteren Zahnreihe. Atmen Sie dagegen durch die Nase, befindet sich die Zungenspitze oben am Gaumen. Umgekehrt geht das nicht 🙂
Diese scheinbar kleine Veränderung hat eine große Wirkung auf die gesamte Kiefer- und Gesichtsmuskulatur. Bei einer dauerhaften Mundatmung fehlt der natürliche Druck der Zunge am Gaumen. Dadurch kann sich der Kiefer leicht absenken, und die Muskulatur verändert ihre Spannung. Langfristig kann dies zu einer veränderten Kieferstellung, Verspannungen oder sogar zu Problemen mit dem Biss führen.
Eine bewusste Nasenatmung unterstützt dagegen die natürliche Balance der Kiefermuskulatur und fördert eine gesunde, stabile Position des Unterkiefers.
Weiches Essen
In der modernen Ernährung müssen wir oft kaum noch kauen – Smoothies, Suppen und Fertiggerichte dominieren den Alltag.
→ Die Kaumuskulatur wird unterfordert, was zu einer Abschwächung und Dysbalance führen kann.
→ Muskeln, die nicht regelmäßig beansprucht werden, verlieren an Spannung und Stabilität – die Kiefergelenke werden instabil.
Wenig Kauen
Wer hastig isst oder kleine Bissen nimmt, regt die Kiefermuskulatur kaum an. Dabei ist Kauen wie Krafttraining für den Kiefer.
→ Zu wenig Kauen kann zu einer Fehlbelastung führen und die Bewegungskoordination Ihres Kiefers stören.
Besonders auch ältere Menschen, die nicht mehr so gut kauen können, sollten regelmäßig Kieferübungen machen.

Unterdrücktes Gähnen
Gähnen ist ein natürlicher Mechanismus, der den Kiefer dehnt und die Muskulatur entspannt.
→ Wird das Gähnen regelmäßig unterdrückt (zum Beispiel aus gesellschaftlicher Zurückhaltung), können sich Verspannungen im Kiefer und Nacken aufbauen.
→ Der Kiefer verliert an Beweglichkeit und reagiert empfindlich auf Stress.
Stress und Zähneknirschen (Bruxismus) Wenn die Seele mit den Zähnen knirscht …
Stress führt häufig dazu, dass Menschen unbewusst die Zähne zusammenpressen oder nachts knirschen.
→ Das überlastet Muskeln und Gelenke und kann zu Schmerzen, Knacken oder eingeschränkter Mundöffnung führen.
3. Anzeichen für eine Kiefergelenk-Dysfunktion
Wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome kennen, könnte Ihr Kiefergelenk betroffen sein:
- Knacken oder Reiben beim Öffnen des Mundes
 - Schmerzen vor dem Ohr oder in der Schläfe
 - Spannung im Gesicht, Nacken oder Schultern
 - Kopfschmerzen ohne klare Ursache
 - Eingeschränkte Mundöffnung
 - Ohrgeräusche (Tinnitus)
 
4. Übungen für gesunde und entspannte Kiefergelenke
Hier sind einige einfache, aber wirkungsvolle Übungen, die Sie täglich durchführen können:
1. Entspannung durch bewusstes Atmen
Setzen Sie sich aufrecht hin, lösen Sie den Kiefer und lassen Sie den Mund leicht geöffnet.
→ Ziel: Den Kiefer bewusst „fallen lassen“ und Spannung loslassen.
2. Kieferdehnung beim Gähnen
Imitieren Sie ein Gähnen – öffnen Sie den Mund weit, ohne Druck.
Halten Sie die Position für etwa 5 Sekunden und schließen Sie den Mund langsam wieder.
→ 5–10 Wiederholungen fördern Beweglichkeit und Durchblutung.
Ist auch gut für die Ohrtrompete, gegen Knacken oder für den Druckausgleich.
3. „Apfelbiss“-Übung (Kraft und Balance)
Öffnen Sie den Mund so, als wollten Sie in einen Apfel beißen, halten Sie kurz und schließen Sie ihn dann wieder.
→ Achten Sie darauf, dass sich der Unterkiefer gerade nach unten bewegt (nicht seitlich).
→ Diese Übung stärkt die Muskulatur und stabilisiert das Gelenk.
4. Selbstmassage
Massieren Sie sanft die Kaumuskulatur (vor dem Ohr und an der Wange) in kreisenden Bewegungen.
Ebenso kann der Kaumuskel zum Massieren in den ‘Zangengriff’ genommen werden. 
→ Dies reduziert Spannungen und regt die Durchblutung an.
→ Besonders hilfreich abends oder nach stressigen Tagen.
5. Lachen – natürliche Entspannung für den Kiefer
Lachen ist eine der besten und gleichzeitig angenehmsten Übungen für den Kiefer. Beim herzhaften Lachen öffnet sich der Mund weit, die Kiefermuskulatur wird gedehnt und die Gesichtsmuskeln entspannen sich. Gleichzeitig vertieft sich die Atmung, was die Durchblutung im gesamten Gesichtsbereich verbessert.
Darüber hinaus löst Lachen emotionale Spannungen und senkt das Stressniveau – ein wichtiger Faktor, da viele Kieferbeschwerden stressbedingt sind. Regelmäßiges, echtes Lachen kann so dazu beitragen, Verspannungen im Kiefer-, Nacken- und Schulterbereich zu lösen und die Beweglichkeit des Kiefers zu erhalten.
Sie können Lachen also ruhig als tägliche Entspannungsübung betrachten – es wirkt gleichzeitig auf Körper und Seele.
5. Fazit: Ihr Kiefer braucht Bewegung – aber die richtige
Mit bewusster Ernährung (z. B. öfter mal ein ‘Knäppchen’ Brot, knackiges Gemüse oder Obst essen – statt Smoothie), regelmäßigem, gutem Kauen, Entspannung der Gesichtsmuskeln und gezielten Übungen lässt sich viel bewirken – für weniger Schmerzen, bessere Haltung und mehr Befreiung im gesamten Körper.
Tipp:
Wenn Sie trotz Übungen Beschwerden haben, lohnt sich der Besuch bei einem Masseur mit Spezialisierung auf Triggerpunkte, (so wie ich  :-)) Physiotherapeuten oder einem Zahnarzt mit Spezialisierung auf CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion). 
Dieser Artikel ersetzt keinen Arztbesuch und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei anhaltenden oder starken Beschwerden sollten Sie sich stets an eine zahnärztliche oder medizinische Fachperson wenden.










